FW Spandau-Nord - Historischer Überblick

  • 1672 - Kurfürst Friedrich Wilhelm erlässt Regeln für das Feuerlöschwesen und schreibt das "Einwohnerlöschgebot" vor.
  • 1850 - Aus dem Einwohnerlöschgebot geht die Pflichtfeuerwehr hervor.
  • 1817 - Am 29. Juli brennt das Berliner Schauspielhaus aus, die Spandauer Feuerwehr entsendet eine Spritze zur Unterstützung nach Berlin.
  • 1874 - In Spandau setzt sich die Erkenntnis durch, für den Brandschutz mehr tun zu müssen als bisher möglich war. Deshalb wird ein Feuerwehrgerätehaus mit Schlauchtrockenturm errichtet. Es bietet Platz für zwei Fahrzeuge, eine Gerätekammer und eine Schlauchmacherei. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine Wohnung für den Schlauch- und Gerätewart.
  • 1880 - Bau des Spritzenhauses Hoher Steinweg 7 (heute ist dort das Restaurant Kolk untergebracht).
  • 1882 - Es wird der Versuch unternommen, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, die sich aber im Sommer 1883 wieder auflöst.
  • 1887 - Auf Anregung des Spandauer Sicherheitsdeputierten wird am 9. Januar ein zweites Mal eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.
  • 1908/1909 - Die rasche Entwicklung Spandaus und der damit verbundene Anstieg von Einsätzen erfordert eine Umorganisation der Freiwilligen Feuerwehr. Im Wachgebäude am Hohen Steinweg 7, das mit drei Fahrzeugständen und einem Pferdestall als ausreichend angesehen wird, zieht am 1. April eine ständige Wachbesatzung auf. Diese besteht aus 12 städtischen Arbeitern und Angestellten und einem hauptamtlich angestellten Feuerwehrfeldwebel. Mit dieser Maßnahme wird der Übergang von der Freiwilligen Feuerwehr zur Berufsfeuerwehr eingeleitet.
  • 1910 - Im Wachgebäude Hoher Steinweg wird eine Feuermeldeanlage nach dem Morsesicherheitssystem durch die Firma Siemens & Halske installiert.
  • 1912 - Die städtischen Körperschaften von Spandau beschließen, die pferdebespannten Fahrzeuge durch Automobile zu ersetzen. Es werden zwei Feuerwehrkraftwagen und eine Motorspritze, die zugleich auch als Mannschaftswagen konzipiert ist, von den Hansa-Lloyd-Werken zum Kaufpreis von 50.000 Mark erworben und in Dienst genommen.
  • 1912 - Der Pferdestall der Wache Hoher Steinweg 7 wird zum Aufenthaltsraum für die Feuerwehrbediensteten umgebaut.
  • 1914 - Weil die Räume der Feuerwache am Hohen Steinweg für die Unterbringung der Geräte und des Personals nicht mehr ausreichen, kauft der Magistrat von Spandau im Frühjahr vom Militärfiskus das zentralgelegene Grundstück in der Achenbachstraße 15 (Ecke Friedrichstraße). Der Neubau einer zentralgelegenen Feuerwache wird durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges verhindert. Das Krankentransportwesen wird der Feuerwehr im Herbst angegliedert. Diesbezüglich wird ein Krankenkraftwagen mit Maschinist angeschafft und in Dienst gestellt. Der Krankenkraftwagen wird bei der Wache Hoher Steinweg stationiert.
  • 1915 - Als Ersatz für den geplanten Neubau wird auf dem Achenbachplatz eine Holzbaracke für neun Feuerwehrkraftfahrzeuge, eine Baracke für Offiziere und zwei Baracken für die Mannschaft aufgestellt. Die hier stationierte Garnison-Feuerwehr übernimmt neben dem Brandschutz für die militärischen Anlagen und Institutionen auch den Brandschutz für städtische Gebäude und Einrichtungen sowie für ganz Spandau. Das nicht mehr von den Löschkräften genutzte Gebäude am Hohen Steinweg 7 bleibt Unterkunft für das Krankentransportwesen. Die Baracken in der Achenbachstraße werden 1960-1962 abgerissen.
  • 1918 - Im November beträgt die etatmäßige Stärke der Garnison-Feuerwehr rund 650 Mann. Mit Beendigung des 1. Weltkrieges wird die Garnison-Feuerwehr am 15. November durch das stellvertretende Generalkommando demobilisiert. Der Spandauer Magistrat pachtet die Holzbaracken, und man beginnt eine Berufsfeuerwehr aufzustellen. Folgende Fahrzeuge werden übernommen: 2 Mannschaftswagen, 1 Motorspritze, 1 Wirtschaftswagen, 1 Personenkraftwagen, 2 Krankenwagen.
    Die bei den Adlerwerken in Frankfurt/M. vom Militärfiskus bestellte und im Juni ausgelieferte Motorleiter wird ebenfalls übernommen.
  • 1920 - Die Bildung der Stadtgemeinde Groß-Berlin und die damit verbundene Eingemeindung Spandaus bringt der Feuerwehr auf Grund der Inflation keine positiven Veränderungen.
  • 1924 - Im November führt Oberbranddirektor Gempp neue Wachbezeichnungen ein. Der Name der Spandauer Feuerwehr "Feuerwache Berlin-Spandau" bleibt erhalten. Der erste Zug der Feuerwache Berlin-Spandau erhält die Nummer 17 und der zweite Zug die Nummer 18.
  • 1925 - Der bereits 1914 gefasste Entschluss des Magistrats, der Spandauer Feuerwehr einen Wachneubau zu erstellen, kann endlich in die Tat umgesetzt werden. Es werden im Sommer 650.000 Mark bereitgestellt, für die der Stadtbaurat Ludorf vom Hochbauamt Spandau in der Triftstraße eine Feuerwache erbaut.
  • 1926 - Am 11.12. wird nach 14-monatiger Bauzeit um 11.00 Uhr der Umzug von der alten Feuerwache auf dem Achenbachplatz zur Feuerwache in der Triftstraße 8 begonnen. An der anschließenden Übergabe der Feuerwache durch den Spandauer Bürgermeister Stritte an Oberbranddirektor Gempp nehmen zahlreiche Ehrengäste und Delegationen teil. Der Architekt Johannes Gluer (Berlin-Wannsee) entwarf die zur damaligen Zeit modernste Feuerwache von Groß-Berlin. Der rote Backsteinbau ist im expressionistischen Baustil ausgeführt worden. Die Größe des Ausrückebezirkes und die ausgedehnten Wasserflächen erfordern die Unterbringung von zwei Löschzügen (Löschzug 17 und Löschzug 18) sowie die Stationierung eines Löschbootes in einem hölzernen Bootsschuppen. In den gut ausgestatteten Werkstätten (Schlosserei, Tischlerei und Schmiede) werden mit Ausnahme größerer Motorenreparaturen alle anfallenden Arbeiten ausgeführt.
  • 1927 - Die rote Fahrzeugfarbe ist nun einheitlich.
  • 1939 - Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges werden die Feuerwehrmänner kaserniert und zusätzlich Luftschutztruppen ausgebildet, die in drei Bereitschaften auf das Spandauer Stadtgebiet verteilt sind. Eine "schwere Bereitschaft" besteht aus einem LF 15 (Löschgruppenfahrzeug) oder LF 25, eine "leichte" aus einer Katze (offenes Löschfahrzeug). Jeder Bereitschaft wird ein Entgiftungstrupp zugeordnet.
  • 1944 - Kurz vor Kriegsende wird das bis dahin unbeschädigt gebliebene Wachgebäude in der Triftstraße von zwei Bomben und mehreren Brandbomben so schwer getroffen, dass die Fundamente und eine Außenwand große Risse aufweisen und die Hallentore aus ihren Verankerungen gerissen werden. Ein Luftschutzmann wird dabei schwer verletzt. Da auch alle Nachbarhäuser stark beschädigt werden, bricht die Trinkwasserversorgung zusammen, so dass das Trinkwasser mit Motorspritzen herbeigeschafft werden muss.
  • 1945 - Die während der letzten Kriegstage im Mai verloren gegangenen Fahrzeuge und Geräte werden wieder zusammengetragen und notdürftig instandgesetzt. Um den Brandschutz einigermaßen aufrecht zu erhalten, wird die Feuerwache von den Alliierten zusätzlich mit britischen Feuerwehrmännern besetzt. Die deutsche und die britische Feuerwehr rücken gemeinsam zu Einsätzen aus. Als Dolmetscher wird von der Hauptwache in der Lindenstraße ein Brandinspektor, dessen Name heute leider nicht mehr bekannt ist, eingesetzt. Die Spandauer Feuerwehrmänner werden mit eingefärbten britischen Uniformen ausgestattet und erhalten britische Verpflegung.
  • 1946 - Nach einigen Monaten der engen Zusammenarbeit steht fest, dass die Spandauer Feuerwehr wieder voll einsatzfähig ist, woraufhin die britischen Feuerwehrmänner abgezogen werden.
  • 1947 - Als eine der größten Spandauer Brandkatastrophen der Nachkriegszeit kann der Brand in der Gaststätte Karlslust (Löbel - Hakenfelder Straße 8 in Hakenfelde) am 8. Februar angesehen werden. In dem Vergnügungslokal kommen 80 junge Menschen ums Leben, 150 werden zum Teil sehr schwer verletzt. Hier verketten sich viele ungünstige Umständen zu einem Ganzen, so dass eine Rettung und Brandbekämpfung erst mit großer Zeitverzögerung begonnen werden kann. Auf Grund langanhaltenden Dauerfrostes von minus 25 Grad Celsius müssen die Fahrzeugmotore erst warm laufen, da sie in unbeheizten Fahrzeughallen stehen und regeneriertes Motoröl mit sehr schlechten Kaltlaufeigenschaften verwendet wird, was bei zu früher Belastung der Motoren einen Totalschaden zur Folge hat. Startschwierigkeiten kommen noch hinzu. Alliierte Zivil- und Militärfahrzeuge haben ein absolutes Vorfahrtsrecht, und die zulässige Höchstgeschwindigkeit für die Feuerwehr beträgt 40 km/h. Es besteht kein einheitlicher Notruf. Wegen vieler noch zerstörter Brücken müssen die nachalarmierten Einsatzkräfte große Umwege fahren. Noch 24 Stunden nach dieser Brandkatastrophe fahren deutsche und britische Krankenwagen durch die Straßen. Die Verletzten finden in den Krankenhäusern Lynarstraße, Recklinghauserweg, Ev. Johannesstift und im britischen Militärhospital in der Radelandstraße Aufnahme. Per Sonderkurier wird das sonst kaum erhältliche Penicillin aus der Chemischen Fabrik Lessing und Co. nach Spandau befördert. Am 13. März geben die Besatzungsmächte auf Grund der Brandkatastrophe das absolute Vorfahrtsrecht ihrer zivilen und militärischen Fahrzeuge auf. Somit entfällt auch die Sonderbemalung an den Feuerwehrfahrzeugen (Motorhaube sowie Kotflügel gelb und ein gelber Kreis am Fahrzeugheck). Das bis heute übliche Blaulicht und die rote Fahrzeugfarbe bleiben erhalten.
    Am 20. Oktober wird mit Genehmigung der Alliierten die einheitliche Notrufnummer "02" wieder eingeführt.
  • 1954 - Der Notruf "02" wird von der Post am 3. Juni in "112" umgeschaltet, da man die Null für Vorwahlnummern im Fernsprechverkehr benötigt.
    Es brennt das historische und unter Denkmalschutz stehende Gebäude "Hotel zum Stern" in der Carl-Schurz-Straße.
  • 1956 - Es brennt der Dachstuhl des Spandauer Rathauses. Zur Brandbekämpfung werden 5 C-Rohre eingesetzt.
  • 1958 - Am 14. März brennt die Tischlerei Sonntag. Zur Brandbekämpfung werden 8 C-Rohre eingesetzt.
  • 1961 - Am 13. April brennt die Schultheiss-Brauerei in der Neuendorfer Straße 27. Zur Brandbekämpfung wird 5. Alarm gegeben, und es werden 15 C-Rohre eingesetzt. Die Löscharbeiten ziehen sich über Tage hin.
  • 1961 - Auf der Feuerwache Spandau-Nord befinden sich nur noch Fahrzeuge im täglichen Einsatzdienst, die 25 Jahre und älter sind. Auf 100 km verbrauchen sie 47 Liter und mehr Dieselkraftstoff.
  • 1963 - Am 10. Juni brennt die ehemalige Klostermühle Schulze & Hoppe (heute C&A). Es wird 8. Alarm gegeben. Zur Brandbekämpfung werden 6 B- und 6 C-Rohre eingesetzt. Am 4. September wird die Feuerwache Spandau in Feuerwache Spandau-Nord umbenannt, nachdem der Löschzug 18 in sein neues Feuerwachgebäude in der Götelstraße eingezogen ist.
  • 1969 - Die Auflösung des Rettungsamtes der Stadt Berlin und die damit verbundene Übernahme der Bediensteten und Fahrzeuge durch die Berliner Feuerwehr bringt die weitere Stationierung von 5 Krankentransportwagen und 14 Krankentransporteuren auf die Feuerwache Spandau-Nord mit sich.
  • 1975 - Im Zuge der Bildung von Freiwilligen Feuerwehren auf Berufsfeuerwachen wird die Freiwillige Feuerwehr Spandau-Nord (FW 117) mit 22 Feuerwehrmännern und einem Löschfahrzeug in Dienst gestellt. Nur durch die Räumung der Dienstwohnungen, bis auf eine Wohnung, ist es möglich, neben der aus 79 Feuerwehrmännern bestehenden Berufswehr die Freiwillige Feuerwehr 117, den Brandschutzabschnitt West, den Brandschutzbezirk Spandau sowie den Stützpunkt der Einsatzleiter C in der Triftstraße unterzubringen.
  • 1983 - Durch Umstrukturierungen mit Bildung von 4 Abschnitten in der Berliner Feuerwehr erhält die Feuerwache Spandau-Nord die neue Wachnummer "210".
  • 1988 - Der Senat von Berlin beschließt 1985 die Sanierung der Zitadelle von Spandau, in der während des 2. Weltkrieges chemische Kampfstoffe abgelagert worden waren. Die Technische Einsatzabteilung der Polizei, unter wissenschaftlicher Leitung der Direktion Polizeitechnische Untersuchung, übernimmt diese Aufgabe. Wegen der Zuständigkeit im Katastrophenschutz und der ausgebildeten ABC-Einsatzkräfte sowie der vorhandenen Gerätschaften bietet die Berliner Feuerwehr ihre Unterstützung an. Die Feuerwache Spandau-Nord stellte täglich 9 Messtrupps, um im Schadensfall an 140 definierten Messpunkten Spüraufgaben durchzuführen. Vor Ort auf der Zitadelle werden 5 im ABC-Schutz ausgebildete Fachkräfte und drei Löschfahrzeuge eingesetzt, die innerhalb von einer Minute Wasserwände und Sprühnebel zur Niederschlagung austretender Kampfstoffe an der Grabungsstelle erzeugen.
  • 1989 - Am 2. November sind die Sanierungsarbeiten beendet. Glücklicherweise ist es zu keinem Zwischenfall bei der Kampfmittelräumung gekommen.
  • 1992 - Durch Umstrukturierungen nach dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten mit der einhergehenden Wiedervereinigung der beiden Berliner Feuerwehren erhält die Feuerwache Spandau-Nord die neue Wachnummer "3100". Die Berliner Feuerwehr wird neu gegliedert, es entstehen sechs Abschnitte.
  • 1994 - Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen der Feuerwache Spandau Nord werden bis Ende 1996 durchgeführt.
  • 1998 - Am 27. März wird bei Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück der Feuerwache Spandau-Nord eine amerikanische 250 kg schwere Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden. Für die Zeit der Entschärfung werden die diensthabenden Mitarbeiter evakuiert und auf der Feuerwache Spandau-Süd untergebracht.
  • 1999 - Zum 15. Juni werden in Anlehnung an die Bezirksreform die 6 Abschnitte zu 3 Direktionen neu gegliedert. Dabei werden jeweils vier künftige Bezirke den drei Direktionen der Berliner Feuerwehr zugeordnet. Die Dienststellen werden entsprechend ihrer geographischen Lage den neugebildeten Direktionen Nord, West und Süd zugeordnet. Die Feuerwache Spandau-Nord bleibt in der Direktion West (vorher Abschnitt West). Der C-Dienst und die Direktion West beziehen bis zum 23.10. ihre neuen Diensträume im Direktionsgebäude Nikolaus-Groß-Weg in Berlin Siemensstadt.
  • 2000 - Am 01.06. wird in Amtshilfe auf dem Gelände der Polizeidirektion an der Charlottenburger Chaussee ein Duschzelt mit Geräten des Katastrophenschutzes in der Zeit vom 01. bis 04.06. aufgestellt - für die Besucher des Motorradtreffen 2000 in Berlin, das unter dem Motto steht: "Die GDP macht mobil - Biker für ein gewaltfreies Europa".
  • 2001 - Am 15. Dezember wird das 75-jährige Jubiläum mit einem "Tag der offenen Tür" gefeiert. Nach den Gruß- und Festreden der Ehrengäste nimmt der Landesbranddirektor A. Brömme das 75- jährige Bestehen der Feuerwache Spandau-Nord zum Anlass, den ersten von sechs ABC-Erkundungskraftwagen (ABC-ErkKW) der neuen Generation offiziell in Dienst zu stellen. Mit dieser Indienststellung ist die Feuerwache Spandau-Nord die erste Wache in Berlin, die dieses Fahrzeug mit im ABC-Dienst ausgebildetem Personal im Springerbetrieb besetzt. Den Erlös der Veranstaltung, immerhin 1.350 DM, spenden die Mitarbeiter der Klinik für rheumatische Kinder der Charité. Mit der Spende sollen Geräte für den Gymnastikraum gekauft werden.