Oberst der Feuerwehr (Ost) Ernst Ettrich (1952 -1963)

Portrait

Ernst Ettrich

Ein „Rädchen im System“

Nach der Teilung der Berliner Feuerwehr entwickeln sich die Wehren in den beiden Stadthälften schnell auseinander. Dies ist vor allem in der politischen Organisation begründet. Während im Westteil Berlins die Feuerwehr wieder wie vor dem II. Weltkrieg ein städtisches Amt wird, wird der Brandschutz im Osten, ähnlich wie in der NS-Zeit, im Juli 1951 der Polizei untergeordnet. Damit will man wohl sicherstellen, dass im Kriegsfall die Feuerwehr, die in der DDR ein wesentliches Element der Zivilverteidigung ist, zentral gesteuert werden kann, denn die DDR-Volkspolizei (VP) ist zentralistisch organisiert und direkt dem Ministerium des Innern (MdI) unterstellt. Innerhalb der Volkspolizei gibt es nun eine „Hauptabteilung F“, auf Bezirksebene („Länder“ gibt es in der DDR nicht mehr, dafür nun „Bezirke“) gibt es entsprechend in den jeweiligen Volkspolizeipräsidien und darunter in den jeweiligen Volkspolizeiinspektionen (VPI) jeweils Abteilungen „F“. Das „Polizeiliche“ tritt immer mehr in den Vordergrund: Polizeidienstgrade, Schießausbildung, Waffenkammern in Feuerwachen, die jetzt „Kommandos Feuerwehr“ heißen, Brandursachenermittlung und Brandschutzkontrollen werden eingeführt. Allein der Begriff „Feuerwehr“ lässt sich nicht ausmerzen, er ist in der Bevölkerung einfach zu fest etabliert. Darüber hinaus werden innerhalb der Feuerwehr natürlich auch die obligatorischen Parteistrukturen der SED aufgebaut, um die „Linientreue“ der Feuerwehr zum sozialistischen System zu gewährleisten.

Nach unten durchsetzen und nach oben melden

Feierabend und seine Nachfolger sind also keine eigenständigen Amtsleiter sondern lediglich Abteilungsleiter im Volkspolizeipräsidium Berlin, die nicht einmal Disziplinargewalt über die Einsatzkräfte haben. Ihre Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Feuerwehr in Ost-Berlin sind sehr gering. Die wesentlichen Entscheidungen über die weitere Entwicklung des Brandschutzes werden im MdI getroffen. Vom jeweiligen Abteilungsleiter "F" im Volkspolizeipräsidium wird lediglich erwartet, dass er die Beschlüsse umsetzt und „nach oben“ Vollzug meldet. Einsatztaktik, Einsatztechnik, persönliche Schutzausrüstung – all das wird zentral im MdI geregelt und DDR-weit einheitlich umgesetzt.

Entsprechend bleiben die „Feuerwehrchefs“ in der „Hauptstadt der DDR“ mehr oder minder konturlos. Von Oberst Ernst Ettrich, der 1952 Feierabend ablöste, ist heute wenig bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass Ettrich die politisch gewollte Eingliederung der Feuerwehr als „Organ F“ in die Volkspolizei geflissentlich umgesetzt hat.

Für Krankentransport und Rettungsdienst bleibt in Ost-Berlin das nach wie vor eigenständige, dem Gesundheitsamt unterstehende Rettungsamt in der Marienburger Straße zuständig, die Feuerwehr übernimmt hier keine Aufgaben.