Großbrand in Störfallbetrieb in Berlin-Marienfelde

Straße: Motzener Straße

Ortsteil: Marienfelde

Am Abend des 11. Februar wurde die Berliner Feuerwehr zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in die Motzener Straße im Ortsteil Marienfelde alarmiert. Im dortigen Industriegebiet stand bereits bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte eine Produktionshalle in Flammen.

Bei der Produktionshalle handelt sich um einen sog. Störfallbetrieb: Eine Einrichtung, in welcher große Mengen Gefahrstoffe verarbeitet und gelagert werden. Diese Einrichtung unterliegt der Störfallverordnung. Aus diesem Grund rückte die Berliner Feuerwehr bereits initial mit einem Großaufgebot zu dieser Einsatzstelle aus.

Der Brand breitete sich zunächst auf ca. 2.000m² der insgesamt 5.000qm großen Produktionshalle aus.

Der Stab Feuerwehr wurde um 21:25 Uhr einberufen und mit dienstfreien Kräften der Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Feuerwehr besetzt.

Ein Angehöriger eines Energieversorgungsunternehmens wurde während seiner Tätigkeit vor Ort leicht verletzt.

62 Bewohnerinnen und Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in der Motzener Straße wurden evakuiert und zunächst in einem BVG Bus auf einem Gelände der Polizei durch das DRK betreut. Im Anschluss wurden sie in einem Hotel untergebracht.

Zu Spitzenzeiten waren rund 185 Einsatzkräfte zeitgleich im Einsatz. Neben der Brandbekämpfung lag ein weiterer Hauptschwerpunkt in umfangreichen Gefahrstoffmessungen. Diese wurden großräumig im Umfeld der Einsatzstelle an verschiedenen Messpunkten durch Spezialfahrzeuge durchgeführt. Die Messung hat ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr für die Bevölkerung vorlag.

Dennoch wurden wegen der Geruchsbelästigung Anwohnerinnen und Anwohner im Ortsteil Marienfelde/angrenzend Lichtenrade gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten und Klimaanlagen- und Lüftungssysteme auszuschalten. Über die Warn-Apps KatWarn und NINA wurden entsprechende Meldungen verbreitet.

Aufgrund des hohen Personalbedarfs an der Einsatzstelle wurden alle Kräfte der Freiwillige Feuerwehren in den Dienst gerufen. Diese unterstützen einerseits an der Einsatzstelle und besetzten andererseits Fahrzeuge auf Wachgebäuden. Hierdurch konnte der Grundschutz im Stadtgebiet gewährleistet werden, um ggf. bei weiteren Einsätzen Hilfe leisten zu können. Umliegende Kliniken wurden frühzeitig über den Einsatz und mögliche Verletzungen von Menschen durch gefährliche Stoffe informiert.

Die Brandbekämpfung musste aufgrund der gelagerten Stoffe sowohl unter erschwerten als auch unter gefährlichen Einsatzbedingungen durchgeführt werden. Nur so konnte einer Brandausbreitung entgegengewirkt werden. Trotzdem breitete sich das Feuer auf die gesamte Produktionshalle aus. Kurzfristig mussten Einsatzfahrzeuge in Sicherheit gebracht werden.

Zu besseren Koordinierung der Brandbekämpfung kam auch die Drohne der Berliner Feuerwehr zu Einsatz. Sie fertigte regelmäßig Luftbilder von der Einsatzstelle und verschaffte der Einsatzleitung einen Überblick über Brandherde von oben.

In der Einsatzleitung der Berliner Feuerwehr erfolgte u. a. die Koordinierung der Maßnahmen mit Verantwortlichen des betroffenen Betriebs, der Polizei Berlin, der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, der Energie- und Versorgungsunternehmen, der Berliner Wasserbetriebe, der BVG sowie dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe hat das DRK bei der Versorgung der Einsatzkräfte unterstützt. Die Ehrenamtlichen haben Räumlichkeiten und Sanitäranlagen zu Verfügung gestellt. Zudem haben sie die Essens- und Getränkeausgabe durchgeführt.

Das Feuer konnte am 12.2. um 11:30 Uhr gelöscht werden. Die Meldung im modularen Warnsystem (u.a. KatWarn und NINA) wurde daraufhin zurückgenommen.

Die Maßnahmen dauerten auch an den darauffolgenden Tagen an.

Am 13.2. wurde im Klärwerk Waßmannsdorf im Landkreis Dahme-Spree eine Verunreinigung des Wassers festgestellt. Da eine Verbindung zum Großbrand in Marienfelde vermutet wurde, wurden Einsatzkräfte erneut in die Motzener Str. alarmiert. Durch akribische Erkundung in Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben wurde ein Leck in einer Abwasserleitung lokalisiert. Die undichte Stelle wurde vom Technischen Dienst der Berliner Feuerwehr mit Hilfe eines Rohrdichtkissens abgedichtet. Nach Rücksprache mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wurde die Berliner Feuerwehr im Rahmen eines Amtshilfeersuchens beauftragt, an verschiedenen Stellen Wasserproben zu entnehmen. Die Auswertung dieser Proben erfolgt über die Analytischen Task Force (ATF) der Polizei.

Vollständig abgeschlossen wurde der Einsatz für die Berliner Feuerwehr am 15.2. um 17:31 Uhr.

Insgesamt kamen 150 Pressluftatmer, 6 C-Rohre, 6 Wasserwerfer (davon 4 über DLK und TM 50) sowie 14 CSA zum Einsatz.

Eingesetzt wurden: 37 LHF, 7 DLK, 4 RTW, 2 NEF, 28 Sonderfahrzeuge, 12 Führungsfahrzeuge und der Pressedienst der Berliner Feuerwehr

Anwesend waren: LBD, LBD-V, LB FF, Polizei, Bundespolizei, DRK, JUH, THW, PSNV, Wasserbetriebe, NBB, Energieversorger, BVG, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Fachberater des Störfallbetriebs, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Fachberater TUIS (im Stab)

Bilder: Berliner Feuerwehr

(br/kk/jd/tb)