Explosion am Sondenplatz des Erdgasspeichers in Spandau
23. April 2004
Im Brandensteinweg befindet sich ein Sondenplatz des unterirdischen Erdgasspeichers. In verbrauchsarmen Zeiten können hier bis zu 135 Millionen Kubikmeter Erdgas, also etwa der Jahresbedarf Berlins, in den etwa 800 Meter tief liegenden Gesteins-Poren gespeichert werden. In Zeiten, in denen der Erdgasverbrauch besonders hoch ist, wird das Gas hier entnommen. Der Erdgasspeicher beginnt westlich des Olympia-Stadions und zieht sich bis unter den Stößensee.
Bei Wartungsarbeiten an einer Mess-Sonde kommt es an diesem regnerischen Apriltag zu einer Explosion. Als die ersten Einsatzkräfte eintreffen, finden sie einen völlig zerstörten Tank-Lkw vor, Erdgas strömt unter hohem Druck und einem ohrenbetäubendem Lärm brennend aus der Öffnung. Drei Arbeiter haben schwere Brandverletzungen erlitten und anliegende Waldstücke sind aufgrund der Hitzeentwicklung in Brand geraten.
Durch die Explosion wurden zum Teil auch Anlagen beschädigt, ein Abschiebern der Gasleitungen ist nicht mehr möglich. Neben der Waldbrandbekämpfung in der Umgebung musste das Gebiet rund um den Unglücksort weiträumig abgesperrt werden. Etwa 100 Anwohner verließen ihre Wohnungen.
Der Luftraum über dem Schadensgebiet wurde bis zu einer Höhe von 2.000 Metern gesperrt. Während Spezialisten angefordert waren das Gasleck zu schließen, mussten Feuerwehrleute stundenlang die Gasflamme kühlen. In dieser Zeit war nicht abzuschätzen, wie sich die Lage entwickeln würde. Die Maßnahmen zur Kühlung erfolgten aus größtmöglicher Entfernung. Das Wissen um die Ausmaße des Gasspeichers war dennoch beunruhigend für die Einsatzkräfte.
Nach etwa zwölfstündigem Einsatz konnte das Gasleck mithilfe von Bergbauspezialisten und einem Spezialfahrzeug der Betreiberfirma soweit reduziert werden, dass die größte Gefahr gebannt war. Dennoch dauerte dieser Einsatz noch mehrere Tage an.
Etwa 250 Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr, ungefähr 300 Polizeibeamte, 50 Kräfte des Technischen Hilfswerkes und 40 Spezialisten der Gasag waren an diesem Einsatz beteiligt. Die Gesamteinsatzleitung hatte der Landesbranddirektor Albrecht Broemme übernommen.
Neben den drei lebensbedrohlich verletzten Arbeitern mussten weitere sechs Menschen wegen Rauchvergiftungen bzw. wegen eines Schocks in ein Krankenhaus gebracht werden.