Berliner Feuerwehr in der Corona-Lage

Danke, dass Sie zu Hause bleiben! Wir sind für Sie da!

Ähnlich wie im Berliner Straßenbild war es in den letzten Wochen und Tagen ruhig geworden hinsichtlich des Medienauftritts der Berliner Feuerwehr. Wir haben uns – wie sicherlich die meisten von Ihnen - an diese aktuelle Lage anpassen müssen. So eine Lage hat die Berliner Feuerwehr in ihrer gesamten Geschichte noch nie erlebt. Und wir haben schon viel erlebt – sind wir doch quasi die Parallelstraße der Berliner Geschichte.

Die aktuelle Situation ist für uns alle eine Herkulesaufgabe, egal ob privat oder beruflich. Dort, wo es möglich ist, erledigen unsere Mitarbeitenden ihre Aufgaben von zu Hause im Home-Office. Viele unserer Tätigkeiten können aber natürlich nicht von zu Hause erledigt werden. Wir möchten Ihnen gerne einen Einblick in die Organisation der Berliner Feuerwehr seit Beginn der Einsatzlage Covid-19 geben. Was ist neu für uns? Was hat sich geändert?

Stab Feuerwehr

Ein Zitat aus einem Handbuch für Stabsarbeit beschreibt die Aufgabe des Stabs der Berliner Feuerwehr sehr treffend: „Menschen arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe.“ Unsere gemeinsame Aufgabe ist die Bewältigung der Einsatzlage Covid-19.
Am 25.02.2020 wurde ein Stab der Feuerwehr einberufen – also vor ziemlich genau einem Monat. Die Räumlichkeiten befinden sich am Standort im Nikolaus-Groß-Weg im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Stabsarbeit einer Feuerwehr wird durch aufbau- und ablauforganisatorische Regelungen einer Feuerwehrdienstvorschrift geregelt. Strukturell ist der Stab Feuerwehr in Sachgebiete gegliedert. Der derzeitige Stab Feuerwehr setzt sich zusammen aus den Sachgebieten

  • S1 (Personal, Innerer Dienst),
  • S2 (Lage),
  • S3 (Einsatz),
  • S4 (Versorgung),
  • S5 (Presse- und Medienarbeit),
  • S6 (Informations- und Kommunikationswesen),
  • Fachberaterinnen und -beratern
  • sowie Verbindungspersonen.

Die frühzeitige Einrichtung dieses Stabs verschaffte uns einen kleinen Vorsprung, um wichtige Abstimmungen und Vorbereitungen zu treffen. Der Stab Feuerwehr ist rund um die Uhr im Einsatz, um alle notwendigen Maßnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 zu koordinieren.

Einsatzdienst

Fragt man unsere Einsatzkräfte, dann ist wohl eines die größte Herausforderung: die veränderte Begrüßung und der Wegfall eines gemeinsamen und persönlichen Austauschs miteinander. Neben vielen weiteren Maßnahmen wollen wir hier einige nennen:
Unter Feuerwehrleuten ist es eigentlich üblich, sich die Hände zu schütteln. Dies ist eine wertvolle und täglich gelebte Tradition. Sie gehört zur Seele einer Feuerwehr. Darauf verzichten wir selbstverständlich und schränken unsere Kontakte so weit wie möglich ein. Auch Dienstübergaben führen wir möglichst im Freien oder in unseren Fahrzeughallen mit ausreichendem Abstand durch. Besucherinnen und Besucher empfangen wir derzeit nicht auf unseren Wachen. Wo es möglich ist, halten wir 1,5 – 2 m Abstand zueinander. Dienstablösungen und Besprechungen erfolgen per Telefon oder Videokonferenz. Zum Wachalltag und im 12-Stunden-Dienst gehören grundsätzlich soziale Kontakte, gemeinsames Essen und auch Einsatzbesprechungen. Dieses wird jetzt mit Abstand oder durch räumliche Trennung zur Minimierung einer Ansteckungsgefahr durchgeführt. Wir alle halten uns an die besonderen Hygieneregeln. Das betrifft alle Tätigkeiten, auf der Wache und im Einsatz. Einsatzkräfte im Rettungsdienst gehen aktuell immer mit einem Mund-Nasen-Schutz zu den Patientinnen und Patienten. Auch bei Technischen Hilfeleistungen mit Nähe zu Personen oder in Wohnungen schützen sich die Einsatzkräfte. Bitte erschrecken Sie nicht über diese allgemeine Vorsichtsmaßnahme.
Der Umgang mit Infektionen ist im Rettungsdienstalltag „Routine“ und begleitet uns im Dienst wie auch privat. Es ist leider nicht immer möglich, das Infektionsrisiko gen Null zu lenken. Auch Angehörige der Berliner Feuerwehr wurden bereits positiv auf das Corona-Virus getestet. Die in diesem Zusammenhang erforderlichen Maßnahmen werden von einem Amtsarzt getroffen. Wir stehen in ständigem Kontakt zu unseren betroffenen Mitarbeitenden und sind rund um die Uhr mit einer internen Service-Hotline für sie da.
Auch, wenn die tägliche Personalstärke durch die Infektionsfälle oder Personen in häuslicher Isolation zeitweise abnimmt, so stellen wir den Einsatzbetrieb sicher. Dazu haben wir mehrere Rückfallebenen installiert.

Freiwillige Feuerwehr

Die aktuelle Lage stellt auch uns, die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren in Berlin, vor eine große Herausforderung, damit umzugehen und dieser gerecht zu werden. So gehören zur Freiwilligen Feuerwehr auch jede Menge Kameradschaft und gemeinsame Aktivitäten. Fahrten zu Partnerwehren, das Schulungslager der Berliner Jugendfeuerwehr, aber auch Versammlungen und die Öffentlichkeitsarbeit, die für die Gewinnung von Nachwuchs so wichtig ist, mussten abgesagt werden. Das ist schon ungewöhnlich.
Aber für uns an erster Stelle steht die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Berliner Feuerwehr. So wurde in den letzten Tagen immer wieder auf „uns“ zurückgegriffen. Im Stadtgebiet verteilt wurden LHF der FF fest besetzt, um zur Entlastung der angespannten Situation beizutragen. Gleichzeitig waren Vertreter des Landesbeauftragten täglich im Stab der Berliner Feuerwehr eingesetzt. Hierbei konnte auf die geübten Strukturen des Katastrophenschutzes, insbesondere auf die Führungsstaffeln, zurückgegriffen werden.
Um es täglich zu ermöglichen, Ehrenamtliche im Regeldienst fest einzubinden, erfordert es ein hohes Maß an Verständnis der Arbeitgeber, da sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hierfür von der Arbeit freistellen müssen.

Welche Maßnahmen hat die FF getroffen, um auf die Pandemie zu reagieren?

Der aktuelle Dienstbetrieb ist auf ein Mindestmaß heruntergefahren. So rücken die Fahrzeuge der FF nur im Alarmfall aus, da wir in der derzeitigen Situation das Augenmerk darauflegen, uns nicht anzustecken. Hierdurch soll die Einsatzfähigkeit der Wehren dauerhaft gewährleistet werden.

Mit welchen Herausforderungen ist die FF derzeit konfrontiert?

Zunächst geht es uns genau wie allen Berlinerinnen und Berlinern. Neben der Verunsicherung in Bezug auf das Virus selbst kommen natürlich auch Ängste hinsichtlich der Arbeit und der Familie hinzu. Weiterhin heißt es, die mühsam aufgebauten sozialen und gesellschaftlichen Strukturen innerhalb der Wehren und zum näheren Umfeld aufrechtzuerhalten.

Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie (BFRA)

An der BFRA wurde der Lehrbetrieb am 16.03.2020 eingestellt. Es wurden letzte Laufbahnprüfungen für 48 Auszubildende des mittleren und 11 Auszubildende des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes durchgeführt. Diese Einsatzkräfte starten ab sofort ihre Tätigkeit im Einsatzdienst. Darüber hinaus unterstützen über 400 Anwärterinnen und Anwärter die Feuerwachen in einem Praktikum. Die Ausbilderinnen und Ausbilder der BFRA und einzelne weitere Nachwuchskräfte besetzen ebenfalls Einsatzfahrzeuge und unterstützen Feuerwachen. Es werden derzeit bis zu 44 Funktionen im Tagesdienst besetzt. Führungskräfte der BFRA werden verstärkt im Einsatzleitdienst oder im Stab Feuerwehr eingesetzt. Rund 230 Auszubildende, die noch nicht in Einsatzfunktionen eingesetzt werden können, leisten zahlreiche logistische Aufgaben, wie Transporte von Medikamenten, Schutzausrüstungen, Desinfektionsmittel und technischem Gerät. Auch für angehende Führungskräfte des gehobenen Einsatzdienstes wurde die Ausbildung ausgesetzt. Sie werden jetzt in Stabsbereichen eingesetzt oder unterstützen die Serviceeinheiten mit diversen Aufgaben. Aufstiegsbeamte unterstützen wieder ihre Feuerwache, auf denen sie vor ihrer Abordnung tätig waren. Zur Koordination all dieser Maßnahmen und Kräfte wurde an der BFRA ein eigener Notfallstab aktiviert.
Unter Wahrung hoher Hygieneanforderungen wurden am 25.03.2020 14 Nachwuchskräfte für den gehobenen und höheren feuerwehrtechnischen Dienst eingestellt. Da sie jedoch ihre Ausbildung nicht beginnen können, werden auch sie sofort im Stab bzw. im rückwärtigen Bereich eingesetzt.

(KK/RDE/LG/JPW)

 

 

  • Der Stab Feuerwehr behält die Lage rund um die Uhr im Blick.

    Der Stab Feuerwehr behält die Lage rund um die Uhr im Blick.

  • Besprechungen erfolgen über Videokonferenzen

    Besprechungen erfolgen über Videokonferenzen

  • Zur Begrüßung wird jetzt mit dem Fuß abgeklatscht, anstelle der Hand.

    Zur Begrüßung wird jetzt mit dem Fuß abgeklatscht, anstelle der Hand.

  • Beim Dienstantritt wird Abstand zueinander gehalten.

    Beim Dienstantritt wird Abstand zueinander gehalten.

  • Kräfte der BFRA unterstützen mit Fahrzeugen.

    Kräfte der BFRA unterstützen mit Fahrzeugen.

  • Der BFRA-Notfallstab koordiniert die Aufträge und Kräfte.

    Der BFRA-Notfallstab koordiniert die Aufträge und Kräfte.

  • Neueinstellung unter Infektionsschutz

    Neueinstellung unter Infektionsschutz