Internationale Feuerwehrübung in Debno / Polen

Internationale Feuerwehrübung in Debno / Polen

Vom 22. – 24. September 2005 fand in der polnischen Stadt Debno, 30 km nordöstlich der deutsch-polnischen Grenzstadt Küstrin/Kostrzyn, nahe der Bundesstrasse 1, eine alljährlich wiederkehrende Katastrophenschutz-Übung „PIPELINE-PARTNERSCHAFT-DEBNO 2005“ statt. Das Übungsgelände befand sich auf dem Gelände der kanadisch-polnischen Erdöl- und Erdgasbergbaugesellschaft von Zilona Góra.

Folgende Übungselemente waren vorgesehen:

  1. An einer Sammelstation für Gasolin (Erdöl-Erdgas-Wasser-Mischung mit sehr hohem Schwefelanteil) von 5 Fördereinrichtungen entstand ein Leck. Neben den betrieblichen Einsatzkräften wird gemäss Alarmplan die Staatliche Feuerwehr Debno und Freiwillige Feuerwehren des Kreises Mysliborz zur Schadensbegrenzung alarmiert.
  2. Eine spätere Explosion führte zum Einsturz eines großen Gittermastes und zu Folgebränden an benachbarten technischen Anlagen sowie im angrenzenden Wald verbunden mit Schadstoffaustritt in gefahrdrohender Menge. Das Gelände war weiträumig auf Vorhandensein toxischer Luftbelastungen zu erkunden. Eine Vielzahl eingeklemmter und verletzter Personen (30), u. a. Schwerstbrandverletzter waren zu retten und medizinisch zu versorgen. Die zu einer gemeinsamen Ausbildungsmaßnahme in Debno befindlichen Kräfte aus Berlin, Hamburg sowie der Feuerwehr Renkum (NL) wurden um Unterstützung gebeten. Das THW Seelow sowie die Feuerwehr des Landkreises Märkisch Oderland waren ebenfalls alarmiert.
  3. Eine schwerstbrandverletzte Person ist mit dem ITH Berlin (Christoph Berlin) vom HDM/ASB-Team der DRF im Direktanflug in die Unfallklinik Berlin-Marzahn verlegt worden

Neben zahlreichen Feuerwehrbeobachtern nahmen auch etwa 100 Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft sowie von Hilfsorganisationen und anderer staatlicher Institutionen des In- und Auslandes als Beobachter teil.

Kurzbericht über die Übung „Pipeline – Partnerschaft – Debno 2005“

1. Ablauf

1.1 Übungsanteil gemeinsame Einsatzleitung

Beide Seiten verfügen über hervorragende technische Voraussetzungen. Besonders hervorzuheben ist der ELW 3 aus Szczecin und die guten bis sehr guten Deutschkenntnisse polnischer Führungskräfte. Die Koordination zwischen dem polnischen Einsatzleiter und dem Einsatzleitern der anderen beteiligten Kräfte ist noch weiter Ausbaufähig. Die Etablierung von Verbindungs-Beamten innerhalb der Einsatzleitung und deren Einbeziehung in die Entscheidungsfindung sollte weiter an Qualität gewinnen.

1.1. Übungsanteil Brandbekämpfung

Die Beteiligung der deutschen Einsatzkräfte verlief problemlos.

Die Vorführung des Löschmittels CAFS bei der Brandbekämpfung an einer technischen Anlage und zum Schutz des angrenzenden Waldes vor dem Flammenüberschlag durch, an senkrechten Flächen haftenden Schaum, funktionierte ohne Schwierigkeiten.

1.2. Übungsanteil Messauftrag

Unter Führung des Messleitfahrzeuges vom LKA KT 61 wurden die beiden ABC-ErkKW zur Messung der H2S-Konzentration am Rande der angenommenen Wolke eingesetzt. Dabei wurde durch die Werksleitung in geringer Konzentration auch H2S freigesetzt, was von den Messfahrzeugen auch erkannt wurde.

LKA KT 61 hatte zuvor die freigesetzten Schadstoffe durch Analyse identifiziert und die gemessenen Werte der ABC-ErkKW ausgewertet.

Darüber hinaus wurde das von der Universität Hamburg –Harburg entwickelte GDA (Gefahrstoff-Detektions-Array) unter Anwesenheit eines Vertreters der Uni HH-Haarburg getestet. Für weiteren Test steht dieses auch den ABC-ErkKW zur Verfügung.

1.3. Rettungsdiensteinsatz

Durch 2 ehrenamtliche Mitarbeiter der "Realistischen Unfall- und Notfall- Darstellung "(RUND) der DLRG wurden 21 Verletzte realitätsnah geschminkt. Der polnische Rettungsdienst hat die Versorgung sowohl vor Ort als auch den Transport ins Krankenhaus übernommen. Wegen zu später Alarmierung kamen die deutschen Rettungsdiensteinheiten nicht mehr an der Einsatzstelle zum Einsatz, führten aber Notverlegungen in umliegende Krankenhäuser sowie die Übergabe des schwer brandverletzten Bergarbeiters an den Rettungshubschrauber durch.

Die Landung des ITH gegen 13:30 Uhr ermöglichte den Transport in das Verbrennungszentrum des UKB nach Berlin-Marzahn.

2.Vorläufige Bewertung

2.1. Brandbekämpfung

Es tauchten keine Schwierigkeiten auf. Der Einsatz lief reibungslos und auch die Kompatibilität der Ausrüstung ist gegeben.

2.2. Messauftrag

Für alle Besatzungen war der Übungseinsatz wertvoll, da echte Gefahrstoffe (wenn auch in geringer Konzentration) gemessen werden konnten.

Die Zusammenarbeit mit LKA KT 61 war hervorragend und geprägt durch hohes Engagement beider Seiten.

2.3. Rettungsdienst

Trotz erheblicher formeller Schwierigkeiten konnte der ITH in die Übung eingebunden werden und dererste direkte Rettungsflug eines Rettungshubschraubers über die deutsch-polnische Grenze durchgeführt werden.

Ein schwerst brandverletzter Bergarbeiter aus dem polnischen Havariegebiet konnte ohne Zeitverzug in eine Spezialklinik zur sofortigen Weiterbehandlung verlegt werden.

Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen deutschen oder polnischen Rettungshubschrauber handelt. Gleichermaßen ist es ohne Bedeutung, ob sich das Einsatzgebiet auf polnischem oder deutschem Territorium befindet. Maßstab des Handelns sollte ausschließlich der Mensch, unabhängig von seiner Nationalität bzw. Religion sein! Jeder Patient sollte so schnell und so schonend wie möglich in das nächstgelegene und für die jeweilige Verletzungsart geeignete Krankenhaus transportiert werden.

Mit dieser, bisher einmaligen Demonstration wurden Chancen innerhalb der europäischen Kooperation zum Wohl von Betroffenen auf beiden Seiten der Oder aufgezeigt und gleichzeitig neue Wege für die internationale Integration eröffnet. Nun ist die Politik beider Länder gefragt, die gewonnenen Erkenntnisse in völkerrechtliche Vereinbarungen zum Nutzen der Menschen ihrer Länder umzusetzen und damit beispielgebend für Europa zu sein.

Brandbekämpfung aus der Luft

Verletze Person wird gerettet

Am ITH

Rettungsmaßnahmen

Verletzte Personen